Die Damenmannschaft der ERG Iserlohn streicht die Segel. Bereits in den vergangenen Jahren verlor das Damenteam peu à peu einige Spielerinnen. Eigentlich aus freudigen Gründen, denn die jungen Damen Laura La Rocca und Nicole Biermann erwarteten Nachwuchs, Britta Schulte verschlug ein attraktiver Jobwechsel nach Bayern und Saskia Pothöfer fand zuletzt ihre Leidenschaft in parallel Sportarten. Durch Neuzugänge wie Lea Reinert, Svenja Runge, Kimberley Scheer und Newcomer Julia Oligschläger konnte das Damenteam immer wieder komplettiert werden. Auf der Torhüterposition ersetzten Jessica Ehlert und Anna-Lena Behrens die abgehenden Goalis Carolin Reinert, Christina Leilace Vegas und Melanie Kirmse. Mit dem Engagement der Darmstädter Gastspielerin Simone Firll und der Unterstützung der Schwerter Nachwuchsspielerin Greta Saure stellte die ERG Iserlohn auch im Jahr 2019/2020 eine Bundesliga-Mannschaft aufs Parkett. Doch dieses Jahr sieht es anders aus. Katharina Neubert wird verletzungsbedingt die Rollschuhe endgültig an den Nagel hängen. Die herausragende ERGI-Stürmerin verletzte sich in der Europapokal-Saison 2018/2019 und ist nun gezwungen sich anders zu orientieren. Spielerinnen aus anderen Vereinen abzuwerben kommt für Spielertrainerin Maren Wichardt nicht in Frage, die ist Spielerinnendecke auch in den übrigen Bundesligavereinen eher dünn.

„Wir sind in Iserlohn einfach zu wenige, um verantwortungsvoll eine Bundesligamannschaft zu stellen“, muss Maren Wichardt nach vielen Gesprächen eingestehen. „Wir werden nicht jünger und die ein oder andere brauch auch mal ein Wochenende Pause um Verletzungen nicht zu verschleppen. Als Trainerin bin ich auch für die Gesundheit meiner Spielerinnen verantwortlich und ich muss in der Lage sein, einer Spielerin Pause zu geben, wenn diese erforderlich ist. Bei nur fünf Senioren-Feldspielerinnen ist mir dies nicht möglich.“ Die Entscheidung ist hart, für den Verein und für die Mannschaft. „Wir sind zu einer Familie zusammengewachsen und verbringen nicht nur unseren Sport, sondern auch unsere Freizeit gemeinsam.“ Die Vorstellung in Zukunft gegeneinander zu spielen, ist für die ERGI-Mädels undenkbar und doch wird es wohl so kommen. Die Mannschaft wird sich wohl auf verschiedene Vereine der Bundesliga aufteilen. „Der Bundesliga geht eine starke Mannschaft verloren, gleichzeitig können wir anderen Vereinen helfen, die ebenfalls am Wasser kämpfen,“ reflektiert Maren Wichardt und hofft, dass dieser bittere Schritt am Ende auch etwas Gutes haben kann. Wohin es im Einzelnen geht ist noch nicht klar.

Der ein oder andere mag denken, dass die ERGI-Damen sich ihr Ende anders vorgestellt haben. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten die Play-Offs in diesem Jahr nicht ausgetragen werden und der Titel wurde anderweitig vergeben. Doch Maren Wichardt sagt nachdenklich „Eigentlich haben wir uns unser Ende gar nicht vorgestellt. Wir haben bis zuletzt nach Möglichkeiten gesucht gemeinsam mit der ERG Iserlohn weiterzugehen.“

Die ERGI-Damen blicken auf eine glückliche und erfolgreiche Zeit zurück. Vor neun Jahren bauten Maren Wichardt und Quim Puigvert in Zusammenarbeit mit Ralf Henke in Iserlohn ein neues Damenteam auf. Seit den 1990er Jahren hatte es in Iserlohn keine Damenmannschaft mehr gegeben. Die Basis bildeten die Nachwunschspielerinnen des TV 1875 Paderborn, die sich damals aufgrund von abgehenden Spielerinnen umorientieren mussten. Ergänzt mit Maren Wichardt, Saskia Pothöfer, Stefanie Grewe, Melanie Kirmse und Carolin Reinert stellte die ERGI von Beginn an eine überraschend schlagfertige Truppe auf die Beine. Das Team errang acht Meistertitel, sieben Pokalsiege und zwei Europapokal-Finalfour Teilnahmen. Neben den damaligen Nationalspielerinnen Laura La Rocca, Maren Wichardt und Franziska Neubert, schafften es auch Katharina Neubert, Britta Schulte und Anna-Lena Behrens während ihrer Iserlohner Spielzeit in die Senioren-Nationalmannschaft. Ein toller Erfolg. Maren Wichardt weiß, dass die ERG Iserlohn damals den Damen ein neues zu Hause gegeben hat und der Verein damit den Grundstein für diese erfolgreiche Geschichte setzte. „Hierfür bin ich dem Verein sehr dankbar. Als Sportlerin schenke ich dem Verein  unseren gemeinsamen Erfolg, als Mensch meine Dankbarkeit. Ich fühle mich als Teil des Vereins und hoffe auch in Zukunft Möglichkeiten zu finden den Verein zu unterstützen, wenn dieser Bedarf besteht.“ Der ERG Iserlohn stehen harte Zeit bevor. Doch Aufgeben kommt nicht in Frage und so werden die Verantwortlichen in den kommenden Wochen an einer neuen Struktur feilen, um mit neuem Selbstbewusstsein in die Zukunft zu gehen.